Unser Martiniritt 2018 - Gelebtes Brauchtum mit fast 200 Pferden

Miltach feierte sein Kirchenpatrozinium in würdigem Ablauf

198 Reiter beim 299. Martiniritt – Gastprediger war wieder Pfarrer BGR Gotthard Weiß

 

Die Miltacher wissen um ihr schönes und besonderes Brauchtum, die Feier des Kirchweihtages mit Festgottesdienst, den sich daran anschließenden Martiniritt und die eucharistische Fuß-Prozession. Am Samstag wurde das Patrozinium der Pfarrei Miltach bei mildem Wetter wieder würdig begangen.  Den Festtag läuteten die Glocken der St. Martinskirche ein. Die Pfarrkirche war mit Blumen prächtig geschmückt. Festprediger war wieder Pfarrer Gotthard Weiß aus Hofkirchen, er kommt nun schon zum 27. Mal zum Miltacher Patrozinium. Für die musikalische Gottesdienstmitgestaltung sorgte in bewährter Weise die Blaskapelle Weißblau-Königstreu unter Leitung von Josef Pielmeier. Pfarrer Augustin Sperl segnete eine wertvolle Reiterfahne und ein Fahnenband zur Auszeichnung für 25- bzw. 50-malige Rittteilnahme. Die Prozession führten heuer 198 Martinireiter auf meist prächtig herausgeputzten Rössern an.

 

Zu einer festlichen Intrada der Bläser schritt die Geistlichkeit mit einer Ministrantenschar zum Altar. Pfarrer Augustin Sperl begrüßte alle Versammelten, darunter den Gemeindechef Johann Aumeier, Schulleiterin Ulrike Nauen und die Bürgermeister der Nachbargemeinden Zandt, Blaibach und Chamerau, Vertreter der Behörden und Vereine,  insbesondere als  Mitzelebranten Miltachs langjährigen Pfarrer Johann Six (Haselbach), Pfarrer Gotthard Weiß (Hofkirchen), Pater John und Diakon Martin Peintinger (Harrling-Zandt-Altrandsberg) sowie Kaplan und Pfingstrittoffiziator Florian Rein aus Bad Kötzting.

 

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„Martin von Tours ist in der Kirche dargestellt als Soldat, der vom Pferd aus seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Auch als Bischof bleibt der Heilige seinem einfachen Lebensstil treu und wird vom Volk wegen seines sozialen Engagements hoch verehrt.  Wir ehren den Hl. Martin als unseren Pfarrpatron“, so eingangs Pfarrer Sperl. Alois Pielmeier sang die Psalmverse, wonach Diakon Martin Peintinger das Evangelium mit dem abschließenden Wort Gottes verkündete: „Amen, ich sage euch, was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.

 

Waffenstillstand vor 100 Jahren

Pfarrer Gotthard Weiß bestieg, wie an „Martini in Miltach“ schon gewohnt, die Kanzel zur Predigt; wie er sagte ist dieses Fest auch für ihn immer eine große Sache, nur diesmal kann er wegen eines weiteren Termins bei der anschließenden Prozession nicht dabei sein. „Morgen vor 100 Jahren war Martinstag – in Paris wurde die Waffenstillstandsurkunde unterzeichnet. Der wichtige Schritt bedeutete für die Menschen in der Heimat und für die Soldaten an der Front, dass die Waffen schweigen, Krieg, Elend und Grausamkeiten enden. Hier in Miltach stehen 49 Namen von gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges auf der Tafel des Kriegerdenkmals im Friedhof.  Lieber ein erbärmlicher Friede als ein schrecklicher Krieg. Das haben wohl auch die Soldaten empfunden. So wie der Hl. Martin als er den halben Mantel gesäbelt hatte und erfahren durfte, dass er Jesus Christus begegnet war. Er hat da nicht den Dienst als Soldat in Abrede gestellt, er hat den Glauben für sich erkannt und bestimmt, dass es besser ist wenn er damit dem Frieden dient und nicht als Soldat. Martin hat im frierenden Bettler den zerschundenen Christus am Kreuz erkannt und das war für den späteren Bischof von großer Bedeutung: dem Frieden mit Gebet zu dienen. Er hat mit dem Schwert, mit dem er hätte töten können, Gutes getan und so ohne Bedrohung dem Frieden gedient. Begleiten wir Christus bei der Prozession in der kostbaren Monstranz und erbitten wir den Segen für ganz Miltach, vor allem, dass uns das Geschenk des Friedens erhalten bleibt; wir sind dankbar dafür dass wir ihn so lange haben durften. Aber der Friede in der Welt wird immer noch von Mächtigen gemacht, beten wir dass sie zur Einsicht kommen und vertrauen wir darauf, dass die Ausstrahlung des Gebetes größer ist als die Gewalt der Waffen. Der Glaube ist das Geschenk des Friedens. Der Tag morgen vor 100 Jahren war von weltgeschichtlicher Bedeutung – der Waffenstillstand kam zustande und die hl. Messe gefeiert. Die Miltacher wussten es damals noch nicht, sie beteten vor allem für alle die an der Front waren, die Ehemänner, Väter, Söhne und Freunde.  Die Gebete für den Frieden sind erhört worden. Lasst auch uns heute Gott bitten dass er uns den Frieden erhält“, so der Prediger.

 

Die Blaskapelle Weißblau-Königstreu begleitete instrumental die Lieder der Haydn-Messe und spielte feierliche Zwischenstücke. Verstärkt wurden die Bläser durch Christian Höcherl, Solotrompeter der Dresdner Philharmonie, der heuer einen Lehrauftrag im Fach Trompete an der Hochschule für kath. Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg ausübt.

 

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Nach dem St. Martinslied, an der Orgel gespielt von Christian Hartl, segnete Pfarrer Augustin Sperl eine Reiterfahne und ein Fahnenband als Auszeichnung an langjährige Martinireiter, „die bei der Prozession zur Ehre des Kreuzes, der Heimat und des hl. Martin seit vielen Jahren mitreiten.“ Vor dem Schlusslied dankte der örtliche Seelsorger allen, die den Gottesdienst mitgefeiert und mitgestaltet haben, besonders dem Prediger, dem es gelungen ist Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Ein besonderes Dankeschön ging außerdem an die Mesnerfamilie Röhrl die in den Tagen zuvor die Kirche und das Kirchenumfeld wieder so wunderbar und liebevoll hergerichtet hat. Danach formierte sich der Prozessionszug, der den herkömmlichen Wegverlauf nahm.

 

Die Fußprozession zur Mariahilf-Kapelle führte der Vorreiter Franz Martin an, gefolgt von den weiteren größtenteils in Waldlertracht gekleideten Reitern und Reiterinnen auf ihren festlich herausgeputzten und geschmückten Pferden. Nach den Miltachern mit der Martinireiter-Standarte, folgten die aus den Nachbargemeinden, aus der Pfingstrittstadt Bad Kötzting und aus den Nachbarlandkreisen. Die schweren Kaltblüter, eleganten Sportpferde und weißmähnigen Haflinger, sowie mehrere Ponys waren ein prächtiger Anblick. Wertvolles Zaumzeug glänzte mit dem Fell der Tiere um die Wette und noch trugen etliche Pferde den Papierröschenschmuck in Mähne oder Schweif. Sehr gut gefielen gleiche Reitergruppen. Betend zogen sie an der St. Martinskirche vorbei. Den Pferden folgten die Blaskapelle, die großen Abordnungen der Vereine mit ihren Fahnen, die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten unter dem Traghimmel, die Ehrengäste, darunter  die Bürgermeister Ludwig Klement (Zandt), Stefan Baumgartner (Chamerau), Wolfgang Eckl  (Blaibach),  Wolfgang Pilz (Bad Kötzting), Miltachs Ehrenbürger Gottfried Heigl und 1. Bürgermeister Johann Aumeier sowie der Gemeinde- und Pfarrgemeinderat. Weitere Pfarrangehörige schlossen sich der MMC und der KDFB-Abordnung betend an.

 

Die Fußgänger verweilten vor dem geschmückten Feldaltar, während die Martinireiter in Richtung Tiefental weiter zogen, dort umkehrten und in Höhe des Feldaltars zum Johannes-Evangelium, gesungen von Diakon Martin Peintinger, verharrten. Nach dem eucharistischen Segen nahm die Prozession den weiteren Weg auf der Staatsstraße zurück zur Kirche. Vor dem Kirchenportal erfolgte der kirchliche Abschluss. Pfarrer Sperl erteilte hier auch den Segen für die Pferde dem Martinsreliquienkreuz. Das Tedeum drückte das Lob zum kirchlichen Festgeschehen aus, begleitet vom Gewieher der umstehenden Pferde.

 

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Dank des Bürgermeisters

Im Namen der Gemeinde dankte Bürgermeister Johann Aumeier der Geistlichkeit, den Gästen, den Gemeindevertretern, den Vereinen und allen Teilnehmern für die Mitfeier und sprach den Martinireitern aus nah und fern seine große Anerkennung aus. „Besonders freut es mich, dass 198 Martinireiter, im Vorjahr waren es 151, zum Festtag unseres Ortes gekommen sind und damit  diese Tradition fortlebt“. Der Miltacher Martiniritt mit eucharistischer Prozession, Reiter und Fußvolk, ist einmalig bei Umritten. Er verbindet Tradition und christliches Bewusstsein.

 

Auch Pielmeiers Blaskapelle, dem Gemeindereferenten Franz Strigl, dem Kantor und Vorbeter Alois Pielmeier, den drei Feuerwehren für die Absperrdienste, dem Trachtenverein und den Ministranten für die Trägerdienste, der Polizeistation und dem BRK Bad Kötzting sprach Aumeier Dankesworte aus. Seinen Dank richtete der Bürgermeister auch an die Kirchenverwaltung und den Pfarrgemeinderat für die gute und konstruktive Zussamenarbeit.

 

Weltliche Feier

Mit der „Bayernhymne“ schloss die Feier vor der Kirche. Zum weltlichen Kirchweihtag gehörten die Kirtastände, die gerne von den Kindern besucht wurden. Die Junge Union bewirtete mit heißen Getränken. Bürgermeister Aumeier lud zur weltlichen Feier in die Mehrzweckhalle ein, für die Bewirtung sorgte Familie Laumer aus Altrandsberg. Die bekannte Blaskapelle „Weißblau Königstreu“ unterhielt die Gäste in bester Manier. Der Trachtenverein übernahm am Nachmittag die Kuchentheke. Nach den Tänzen der Trachtenvereinskinder unterhielten am Abend die „Godlmusikanten“ mit Kirtamusik. Somit war für alle etwas geboten.

 

Text und Bilder: Monika u. Erwin Vogl, Miltach

weitere Bilder: Christian Röhrl

Fotoserien

Martiniritt 2018 (FR, 09. November 2018)

Am Samstag, den 10. November 2018 fand in Miltach der 299. Martiniritt statt. Hier zahlreiche Impressionen von diesem Festtag und dem Vorabend in der Regentalgemeinde.

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Veröffentlichung

So, 11. November 2018

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