Die Miltacher feiern in diesem Jahr ihre Pfarrkirche

Kirchenweihe vor vier Jahrzehnten

Ein Haus für Gott und die Pfarrgemeinde – Zum Jubiläum aufwändig renoviert

 

Am 8. August 1976 weihte Auxiliarbischof Karl Flügel den großzügigen Erweiterungsbau der Pfarrkirche St. Martin. An dieses bedeutende Ereignis vor 40 Jahren erinnert die Pfarrei im Laufe der kommenden Monate mit einigen Feierlichkeiten. Herausragen wird dabei der Festgottesdienst am 11. September, zu dem Domkapitular Monsignore Thomas Pinzer für einen Besuch in  Miltach bereits seine Zusage gegeben hat. Weiter ist im Sommer ein Triduum mit Gottesdiensten vorgesehen. An Klerikern werden Weihbischof Dr. Josef Graf, Generalvikar Prälat Michael Fuchs und Kaplan Jürgen Eckl vertreten sein.  Für das diesjährige Jubiläum ließ die Kirchenverwaltung das Gotteshaus mit einer gründlichen und aufwändigen Außensanierung entsprechend „herausputzen“. Im nachfolgenden Artikel soll die Kirche vorgestellt werden, dessen Ursprung auf die Mitte des 11. Jahrhunderts zurückgeht.

 

Der erste, vorromanische Sakralbau in Miltach entstand zwischen 1050 und 1100. Das Langhaus dieser Kirche mit den alten Innenmaßen von nur 14,9 mal 8,3 Meter hatte in spätgotischer Zeit eine Flachdecke, die mit rot-schwarzem Rankenwerk auf weißem Grund bemalt war. Die halbrunde Apsis an der Ostseite diente als Altarraum. Das Mauerwerk bestand aus Bruchsteinen. Der gemauerte viereckige Turmteil an der Südseite reichte ursprünglich bis in eine Höhe von 16 Metern. Es ist anzunehmen, dass der Turm einen oberen Abschluss in Pyramidenform oder ein Satteldach hatte. Um das Gotteshaus war der Friedhof angelegt, in dem bis 1952 bestattet wurde.

 

In der Frühzeit des 15. Jahrhunderts (1400 – 1405) wurde die romanische Apsis abgerissen und an gleicher Stelle ein vergrößerter Chorraum in gotischer Form gebaut. Die zwei Schlusssteine im Gewölbe zeigen das Wappen von Cham und ein Steinmetzzeichen. Um die Mitte des 18.Jahrhunderts wurde die Kirche dann barockisiert, im Wesentlichen in der  Turmerhöhung. Der achteckige Aufbau mit Schalllöchern und vier Klangarkaden erhielt die jetzt noch bestehende Zwiebelform.

 

Erweiterungsbau ab 1974

Erweiterungen alter Kirchenbauten können zunächst nicht als Bereicherung angesehen werden, sondern sind eine von den Umständen geforderte Notwendigkeit. Zwei Gründe waren in Miltach ausschlaggebend für die Veränderung der historischen Bausubstanz: das fehlende Raumangebot sowie das feuchte und marode Mauerwerk. Am 19. März 1974 begannen die Abbrucharbeiten.  Am 25. Oktober 1974 konnte bereits das Richtfest für das von Professor Karl Habermann aus Buchendorf bei München geplante Projekt gefeiert werden. Auxilarbischof Karl Flügel weihte am 8. August 1976 die Pfarrkirche St. Martin. Die Gesamtkosten der Erweiterung und Renovierung betrugen 2,2 Millionen Mark.

 

Panorama Kirche Miltach

 

Der Innenraum

Neubau, Chor und Turm bilden trotz verschiedener Baustile sowohl innen als auch außen eine harmonische architektonische Einheit. Das Mauerwerk des Anbaues besteht aus gekalkten Ziegelsteinen, die in ihrer Struktur sichtbar blieben. Der rückwärtigen Wand geben zwei hohe Betonstützen die notwendige statische Festigkeit. Die Form des ehemaligen Giebeldaches behielt auch der Erweiterungsbau bei; durch die Verbreiterung des Kirchenschiffes wirkt es nur weniger steil. Die fünf seitlichen Pfeiler, deren Stahlbetonkern verkleidet ist, nehmen den Seitendruck des Stahldachstuhles auf. Eine Reihe schmaler Fenster lässt an beiden Seiten genügend Licht ins Kircheninnere. Einen besonderen Effekt setzt das schmale Lichtband an der rückwärtigen Wand. Die gesamte Dachkonstruktion ist mit einer auf Lücke gesetzten Bretterschalung versehen. Der hellgraue Farbton unterstreicht die Schlichtheit  des Raumes. Der großzügige Anbau ist der Stilrichtung „Funktionalismus“ zuzuordnen, wonach die Form des Bauwerkes ganz aus der Funktion abgeleitet wird. Nach Meinung vieler Besucher gelang dies Professor Habermann in vorzüglicher Weise.

 

Innenausstattung

Der Hochaltar aus dem Jahr 1760, ein Rokokoaufbau mit freistehenden runden und vierkantigen Säulen, ist seitlich ausgeweitet mit darunterliegenden Durchgängen. Als Altarwächter stehen links die Figur des hl. Andreas und rechts die des hl. Jakobus. Den Mittelpunkt des Hochaltars bildet ein Gemälde, das den hl. Martin als Mantelteiler darstellt. Die Rosenkranzmadonna (1780) im Chorraum hängend, fand bereits Verwendung als Vorlage für ein Replikat der Firma ARA-Kunst. Sechs Gedenktafeln mit Familienwappen aus den Jahren 1695 bis 1849, einige davon hinter dem Hochaltar „versteckt“, erinnern an die Schlossherren „von Schönprunn“.

Bei einer 1921 durchgeführten Renovierung stieß man im Chorraum auf Reste von Wandbildern, die aber wegen des schlechten Zustandes wieder übertüncht wurden. Erneute Freilegungsarbeiten 1974/75 förderten nur noch die in Fragmenten bestehende Abendmahlszene zu Tage. Das älteste Stück der gesamten Innenausstattung  ist das spätgotische Holzrelief „Tod Mariens“, das etwas versteckt im Chorraum hängt.

 

Der linke Seitenaltar ist eine Rekonstruierung des 1986 verbrannten Altares. Die beiden Figuren, Franz Xaver und hl. Nepomuk, konnten durch ergänzende Nachschnitzungen noch  gerettet werden.  Bei der Umgestaltung 1987 kam das Bild der hl. Gertrud vom rechten in den linken Seitenaltar. Der rechte Seitenaltar erhielt 1987 ein Nikolausbild, eine Kopie aus der Kirche in Haag/Hohenschambach. Bei der Kanzel aus dem Jahr 1762 befinden sich auf  dem Schalldeckel die Symbole der vier Evangelisten: Engel (für Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes), darüber das Lamm Gottes auf dem apokalyptischen Buch mit sieben Siegeln. Nach unten endet die Kanzel in einem schlangenähnlichen Tierkörper, das Symbol des Teufels.

 

Die Firma Michael Weise, Plattling, baute die zweimanualige Orgel mit 16 Registern. Die Beichtstühle aus Eichenholz fertigte die örtliche Schreinerei Heigl, die Kirchenbänke stammen von der Firma Stoiber, Neukolmberg.  Die neuen Ausstattungsstücke schuf der Bildhauer Wolfgang Hirtreiter, Gröbenzell. Für den Altar und den Ambo verwendete er heimischen Granit; Taufbecken, Kerzenleuchter, Türband, Glocke am Sakristeieingang und seitliche Wandleuchter sind aus Bronze.

 

Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg  mussten jeweils zwei Glocken für Rüstungszwecke abgegeben werden. Zurzeit hängen vier Glocken im Turm. Die Marienglocke, gegossen 1894, mit 635 Kilogramm und die aus dem Jahr 1951 stammende Martinsglocke, die Wendelinglocke und als Sterbeglocke die Josefsglocke.

 

Nach 40 Jahren Kirchenerweiterung erfolgten im Herbst 2014 umfangreiche Renovierungsarbeiten am Turm und am Kirchengebäude. Im Jahr darauf gab es noch Restarbeiten zur Trockenlegung an den Fundamenten. 

 

Text: Monika u. Erwin Vogl, Miltach

Bilder: Christian Röhrl, Miltach

Fotoserien

Kirchensanierung 2014 (DO, 09. Oktober 2014)

Seit Anfang August werden das Kirchenschiff und der Turm unserer Pfarrkirche saniert. Hier die Bilder vom Fortschritt der Arbeiten.

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Veröffentlichung

So, 03. April 2016

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