Pater Rockose Kolenchery wieder in der Seelsorgeeinheit

Ein Priester aus Indien erzählt aus seiner Heimat

Pater Rockose Kolenchery vertritt Dekan Sperl

 

Seit rund drei Wochen schon wohnt Pater Prof. Dr. Rockose Kolenchery im Blaibacher Pfarrhof, wo er Dekan Augustin Sperl während dessen Urlaub in der Seelsorgeeinheit Blaibach/Miltach vertritt. Der indische Priester kommt schon seit fünf Jahren nach Deutschland und es gefällt ihm besonders in unserer Region sehr gut. Das für uns überdurchschnittlich warme Wetter in diesem Sommer findet er sehr vorteilhaft, denn so fühlt er sich fast noch ein wenig mehr „dahoam“ im Bayerischen Wald. Pater Kolenchery kehrt in etwa zwei Wochen zurück nach Indien, wo er dann wieder nach besten Kräften die Armen und die ärmsten der Armen bei verschiedenen Projekten unterstützt. In einer seiner Predigten erzählte der Priester vor kurzem sehr eindrucksvoll vom Leben in seiner Heimat Indien.

Lebensbedingungen in Indien
Katholiken sind dort eine Minderheit von gerade einmal 2% der Bevölkerung – die Mehrheit sind Hindus. Rund 70% der Bevölkerung ist sehr arm, nur etwa 3% kann man als wohlhabend bezeichnen, so der Geistliche. Das Einkommen pro Kopf beträgt im Durchschnitt ca. 90.-€ pro Jahr, eine Summe die bei uns viele einfach im Geldbeutel bei sich tragen. Obwohl die Wirtschaft in Indien wächst, ist die Infrastruktur teilweise nur sehr schlecht ausgebaut. Es fehlen Straßen, Krankenhäuser, Schulen und vieles mehr. Etwas über die Hälfte der Ortschaften haben keinen Strom, viele nicht einmal einen eigenen Brunnen. Daher müssen die Frauen das Wasser oft über weite Strecken, bis zu drei Stunden, in die Dörfer tragen, berichtet er weiter.

Das Klima in Indien ist tropisch. Im Sommer können Temperaturen von bis zu 60 Grad erreicht werden, in den Monaten Juni und Juli ist zudem Regenzeit. Viele Menschen in Nordindien können sich nur eine Mahlzeit am Tag leisten, die hauptsächlich aus Reis und dazu etwas Gemüse besteht. Diese Lebensbedingungen sind für viele Menschen ein Problem. Die Lebenserwartung ist viel niedriger als in Deutschland. Frauen werden im Durchschnitt 65 Jahre alt, Männer nur etwa 60 Jahre.

 

Christlicher Glaube in Indien
Trotz dieser schwierigen Situation ist der Glaube der Menschen sehr stark. Der Besuch der Messe am Sonntag ist für die ganze Familie Pflicht. Dort wo es Kirchen gibt, sind diese immer voll – es kommen teilweise bis zu 800 Gottesdienstbesucher. Häufig findet der Gottesdienst aber auch in sehr kleinen Kirchen oder unter freiem Himmel statt.

Der Messritus in Indien ist anders als hier bei uns. Es gibt drei Formen, „Syro Malabar“, „Syro Mazankara“ und ein lateinischer Ritus, wobei dieser dem unseren am ähnlichsten ist. Der Sonntagsgottesdienst, so beschreibt der Pater,  dauert je nach Ritus bis zu zwei Stunden. Es wird dabei nicht nur gebetet, sondern auch gesungen und getanzt. Nach der Messe findet eine Bibelstunde für Kinder und Jugendliche statt. Viele Jugendliche entscheiden sich schon im Alter von etwa 16 Jahren für ein Leben im Priesterseminar oder im Kloster. Die Gelübde können sie allerdings erst mit Mitte 20 ablegen.

Ähnlich wie bei uns wird auch in der Heimat des indischen Priesters die Gottesmutter Maria besonders verehrt. In den Familien wird jeden Tag vor dem Abendessen ein Rosenkranz gebetet und viele Mädchen werden auf den Namen Maria getauft.

Die Familie von Pater Kolenchery ist schon seit vielen Generationen katholisch und so konnte er kirchliche Schulen in seinem Heimatstaat Kerala im Süden Indiens besuchen. Schon früh wollte er sein Leben Gott und hilfsbedürftigen Menschen widmen. Er trat deshalb in den Karmeliten-Orden ein, wo ihm die Patenschaft eines Deutschen Ehehaares das Priesterstudium ermöglichte, welches in Indien 13 Jahre dauert. Anschließend hat er in Luven (Belgien) promoviert.

Heute lehrt er Philosophie im Priesterseminar „Carmel Hill Philosophy College“ in Trivandrum - und dies schon seit 25 Jahren. Zurzeit sind 63 junge Männer in diesem Seminar, wovon jedes Jahr etwa sieben bis fünfzehn zum Priester geweiht werden. „Womöglich kommt eines Tages auch einer dieser jungen Priester nach Blaibach und Miltach“, fügt der Geistliche lächelnd hinzu.

 

Projekte und Aufgaben
Der indische Seelsorger arbeitet neben seiner Tätigkeit im Seminar auch in einer kleinen Pfarrei. Dort gibt es viele humanitäre Projekte für ihn zu bewältigen: Ein Dorfbrunnen wird gebaut, damit die Menschen kurze Wege zu sauberem Wasser haben. Frauen werden zu Näherinnen ausgebildet und  bekommen eine Nähmaschine, um so mit ihrer Arbeit zum Familieneinkommen beizutragen. Jedes Jahr wird ein kleines Haus für eine arme Familie gebaut und fast 2000 Kindern wird Schulbildung angeboten. Auch das Vermitteln von Paten an arme Kinder gehört zu den Aufgaben des Geistlichen. Je nach Schuljahr übernehmen diese Paten das Schulgeld in Höhe von 80 bis 150 Euro. Damit können Unterricht, Bücher, Kleidung und Internatsunterbringung sowie Essen für ein ganzes Jahr finanziert werden. Auch Patenschaften für Priesterstudenten werden vermittelt. Für die Zukunft sind eine weitere neue Schule, eine Krankenstation und ein Schülerinternat in Planung. Schon im kommenden Jahr soll mit dem Bau der Schule begonnen werden.

 

Die Spenden kommen an
All diese Projekte können nur mit Hilfe von Spenden finanziert werden. Viele Menschen aus den beiden Pfarreien Blaibach und Miltach haben schon gespendet, wofür sich der Pater an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bedanken möchte. Er versichert auch nochmals, dass dieses Geld wirklich bei denen ankommt, für die es gegeben wird.

Mit den bisherigen Spenden konnte bereits 40 Kindern das Jahresschulgeld bezahlt werden und ein Haus für eine arme, kinderreiche Familie gebaut werden. Schon drei Brunnen wurden gebohrt und für 19 junge Frauen wurden Nähmaschinen gekauft und die Nähkurse bezahlt. Mit großer Freude konnte Pater Kolenchery auch berichten, dass bereits ein Grundstück für die weitere Schule erworben werden konnte.
Von Herzen möchte er auch nochmals allen Gönnern und Gläubigen beider Pfarreien mit einem „Vergelt´s Gott“ für die Spenden und vor allem auch für die herzliche Aufnahme in den beiden Orten danken. So wurde er neben Geburtstagsfeiern auch mehrfach bei Familien zum Essen und zum Gespräch eingeladen. Neben Ausflügen mit dem Rad kann man ihn oft auch zu Fuß in Blaibach antreffen, wobei er den Menschen stets mit viel Freude und Offenheit begegnet, was ihn sehr beliebt in den beiden Pfarreien macht. Am 8. September kehrt er wieder in seine Heimat zurück, bereits jetzt steht aber für ihn fest, dass er im kommenden Jahr gerne wieder die Urlaubsvertretung für Dekan Sperl in der Seelsorgeeinheit übernehmen möchte. Er wird die Blaibacher und Miltacher sicher nicht vergessen, verspricht Pater Rockose Kolenchery, und wird sie auch in Indien in seine Gebete mit einschließen.

 

Text u. Bild: Alexander Ziereis, Blaibach

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 03. September 2015

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen

Mehr Meldungen finden Sie [hier] im Archiv.