Der Miltacher Martiniritt 2013

Miltacher Kulturgut: Patrozinium mit Martiniritt  

294. Martiniritt mit 167 Reitern – Festgottesdienst und eucharistische Prozession

 

War zum Kirchgang am Samstagmorgen noch einen Regenschirm notwendig, konnte man diesen nach dem Festgottesdienst wegstecken. Milde Temperaturen und ein bewölkter Himmel  begleiteten das Festgeschehen der Miltacher, das Pfarrpatrozinium mit Martiniritt und eucharistischer Prozession. Miltach ist auf dieses wertvolle Kulturgut stolz und führte es in überlieferter und wenig geänderter Form durch. Von der Kanzel predigte wie schon in den Vorjahren Pfarrer Gotthard Weiß aus Hofkirchen-Garham; die Blaskapelle unter Leitung von Sepp Pielmeier gestaltete mit der „Haydnmesse“ und feierlichen Chorälen beeindruckend den Festgottesdienst mit. 167 Reiter auf herausgeputzten Pferden ritten zur Ehre des hl. Martin, der Prozession folgten zu Fuß die Vereine, die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten, Ehrengäste und die übrige Bevölkerung. Bürgermeister Aumeier konnte heuer erstmals mit Christine Wieser eine Frau für 25-malige Rittteilnahme ehren.

 

Das Kirchenpatrozinium mit Martiniritt und Prozession ist ein kirchliches und auch weltliches Fest, Pfarrei und Gemeinde bringen sich hier traditionsgemäß ein. Die in den Farben gelb-weiß festlich geschmückte St. Martinskirche füllte sich am Samstag zum Gottesdienst mit zahlreichen Vereinsmitgliedern, die mit ihren Fahnen zur Blasmusik zum Gotteshaus zogen, weiteren Pfarrangehörigen, Repräsentanten der Öffentlichkeit und Gästen aus nah und fern. Zu einer Festfanfare schritt die Geistlichkeit mit Ortspfarrer Augustin Sperl, dem früheren Seelsorger in Miltach Johann Six, Pater John aus der Nachbarpfarrei Harrling-Zandt-Altrandsberg, dem Miltacher Jürgen Eckl, Kaplan in Gangkofen, und Pfarrer Gotthard Weiß zum Altar. Pfarrer Sperl begrüßte alle Kirchenbesucher als liebe Gäste, insbesondere Pfarrer Weiß, der bereits seit 21 Jahren das Patrozinium mitfeiert und nun seit 19 Jahren die Festpredigt hält.

 

Einführend meinte der Ortsgeistliche, dass den Hl. Martin die Mantelteilung und sein Wirken als Bischof von Tours so bekannt machte „und er uns auch heute das Teilen ins Stammbuch der Christen schreibt“. Kaplan Jürgen Eckl verkündete das Evangelium nach Matthäus, das damit endete: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Des Hl. Martins Botschaft

 

Der Gastprediger Pfarrer Weiß bestieg auch heuer wieder die Kanzel, was in Miltach nur zum  Kirchenpatrozinium geschieht.  „Die Miltacher feiern heute einen großen Termin in ihrem Kirchenjahr. Für ihren Festtag gehört die Freude an diesem Fest, am hl. Martin, am Feiern, am Ritt anschauen und mitgehen, Bekannte zu treffen und vor allem auch die Freude am Glauben – auch wenn uns dieser manchmal schwer fällt. Der Martiniritt wird heute zum 294. Mal durchgeführt. Es würde ihn nicht mehr geben, wenn er nicht immer neu erlebbar wäre und große Freude schenke. Die Botschaft des hl. Martin und des Glaubens ist immer die Gleiche. Gott hat in seiner Allmacht die Menschen in diese Welt gestellt und ihnen die Freiheit der Entscheidung gegeben, das Leben miteinander zu teilen, im Kleinen wie im Großen. Gott wurde gegenwärtig in Jesus Christus, der uns die Erlösung schenkte. Der Glaube, der niemals neu und anders werden kann, und wie ‚Martini in Miltach‘ nichts neues ist, aber immer wieder neu erlebt wird und gegenwärtig ist. Das was in Limburg geschehen ist und was da herum gemacht wird, darüber will ich nicht urteilen. Diese Geschehnisse sind ein großer Schaden für die Kirche. Vielleicht wird man dem Bischof von Limburg den hl. Martin gegenhalten“, so der Prediger.  „Der Hl. Martin erhält heute beim Pferderitt die Verehrung, die eucharistische Prozession wird begleitet von vielen Gläubigen mit Gebeten und Choralstücken. Weil der Hl. Martin für die Gegenwart Gottes steht und in der konsekrierten Hostie hinausgetragen wird, sind der Gottesdienst und die Prozession untrennbar. Gott will, dass wir uns Menschen gegenseitig in diesem Leben helfen und wie der Hl. Martin Menschlichkeit weitergeben“, so der Prediger.

 

Die Blaskapelle begleitete die Lieder der Haydn-Messe und spielte majestätische Choräle. Nach dem Martinslied, begleitet von Christian Hartl an der Orgel, segnete Pfarrer Sperl die fünf  Erinnerungsfahnen für jeweils 25-malige und jeweils zwei Erinnerungsbänder für 40- und für 50-malige Ritt-Teilnahme. Am Ende des Gottesdienstes sagte der Geistliche allen am Gottesdienst Mitwirkenden ein Vergelt’s Gott, dankte dem Prediger Gotthard Weiß sowie allen Vereinen und weiteren Kirchenbesuchern.

 

Prozession zu Pferd und zu Fuß

Die Kirchenglocken läuteten zur anschließenden Prozession. Dem Vorreiter Franz Martin mit dem Kreuz folgten die weiteren 166 Reiter auf herausgeputzten Pferden, die wertvolles Zaumzeug trugen, oftmals auch geschmückt mit Kränzchen aus Papierröserl. Die stolzen Rösser und deren Reiter, meist in Tracht, waren eine Augenweide für die zahlreich am Straßenrand stehenden Besucher. Den Reitern aus der Gemeinde Miltach folgten die aus den Nachbargemeinden und eine Abordnung aus der Pfingstrittstadt Bad Kötzting mit Bürgermeister Wolfgang Ludwig. Die schweren Kaltblüter, eleganten Sportpferde und weißmähnigen Haflinger, sowie einige Ponys waren ein prächtiger Anblick. Sehr gut gefielen gleiche Reitergruppen. Einen farbigen Akzent setzte die Gruppe aus Haibühl in rot-schwarzer Kleidung. Oft hatten die Väter oder Opas ihren Jüngsten mit im Sattel,  auch ein Zeichen für den Fortbestand der Tradition.  Hier könnte man Schierghofer zitieren: „Dös is do‘ s‘allerschena af der Welt, wenn der Mensch af’m Roß drob’n gnockt“ (aus „Der Heimgarten“ 1913).

 

Betend zogen sie in Richtung Mariahilf-Kapelle. Den Pferden folgten die übrigen Teilnehmer zu Fuß. Hinter der Blaskapelle reihten sich die großen Abordnungen der Vereine ein. Danach schritten die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten unter dem Traghimmel, die Ehrengäste, die MMC und die KDFB-Abordnung und weitere Pfarrangehörige.  Die Fürbitten und Litaneien wechselten auf dem Weg ab, vorgetragen von Alois Pielmeier.

Die Fußgänger verweilten vor dem geschmückten Feldaltar bei der Mariahilf-Kapelle, während die Martinireiter in Richtung Tiefental weiter zogen, dort umkehrten und in Höhe des Feldaltars zum Johannes-Evangelium verharrten. Nach dem eucharistischen Segen nahm die Prozession den weiteren Weg auf der Staatsstraße zurück zur Kirche. Vor dem Portal erteilte Pfarrer Sperl den Segen mit dem Allerheiligsten und den für die Pferde mit der Martinsreliquien-Monstranz. Das Tedeum drückte das Lob zum kirchlichen Festgeschehen aus.

 

Dank der Gemeinde

Im Namen der Gemeinde dankte Bürgermeister Johann Aumeier der Geistlichkeit, dem Gemeindereferenten, den Ehrengästen MdB Karl Holmeier, Bürgermeister Ludwig Klement aus Zandt, Bürgermeister Stefan Baumgartner (Chamerau), stellvertretenden Bürgermeister Wolfgang Eckl (Blaibach), Bürgermeister Wolfgang Ludwig mit seiner starken Bad Kötztinger Reiter-Abordnung, Erich Babl von der Polizei-Dienststelle Bad Kötzting, Miltachs Ehrenbürger Gottfried Heigl, Oberzugordner Dr. Dieter Casaretto,  den Gemeinde- und Kirchenvertretern, den Vereinen und allen Teilnehmern für die Mitfeier und sprach den Martinireitern Anerkennung aus, so Franz Martin stellvertretend für die Martinireiter, dem Altrandsberger Rosserer-Stammtisch und allen auswärtigen Reitern, die nicht die Mühe scheuten. Großer Dank galt der Blaskapelle. „Jedes Jahr feiern wir dieses Miltacher Brauchtum in ganz besonderer Weise.  Zum 294. Mal wurde der Martiniritt durchgeführt, diese Prozession aus Reitern und Fußvolk ist wohl einmalig bei Umritten. 167 Reiter folgten heuer dem Kreuz. Das Teilen wie St. Martin ist auch heute angesagt, wie lobenswerterweise für die vom Hochwasser Geschädigten“. Mit der kräftig gesungenen Bayernhymne schloss die Feier vor der Kirche.

 

Zum weltlichen Kirchweihtag gehörten die Kirtastände, die mit Vorliebe von den Kinder  besucht wurden. Die Junge Union bewirtete mit heißen Getränken. Für die Geistlichkeit, die Ehrengäste und die Reiter gab es einen musikalischen Frühschoppen im Gasthaus Griesbeck. Am Nachmittag bewirtete der Trachtenverein mit Kaffee und Kuchen und hatte abends erstmals wieder eine Kirchweihmusik im Angebot, bei dem die Godlmusikanten aufspielten.

 

Text und Bilder: Monika u. Erwin Vogl, Miltach

weitere Bilder:   Christian Röhrl, Miltach

Fotoserien

Martiniritt 2013 (SO, 10. November 2013)

Am Samstag, den 09. November 2013 fand in Miltach der 294. Martiniritt statt. Hier zahlreiche Impressionen von diesem Tag.

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Veröffentlichung

So, 10. November 2013

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