208. Wallfahrt der Miltacher auf den Lamberg

Gelöbniswallfahrt zum Lamberg

Den „Miltachern“ schlossen sich auch Beter aus Nachbarpfarreien an

 

Seit 1805 pilgern die Pfarrangehörigen mit ihren Sorgen und Nöten am 20. Juli, dem Tag der hl. Margareta, zum Lamberg. Wie es zu diesem Gelöbnis kam, zeigen Einträge in der Pfarrchronik. So herrschte im Regental in den Jahren 1770 bis 1772 nach schlimmen Hagelunwettern eine Hungersnot. Da Miltach bis zur Gründung einer eigenen Expositur eine Filiale der Pfarrei Chamerau war, schloss man sich 1805 dem von ihr gegebenen Versprechen an, alljährlich betend auf den Lamberg zu ziehen und dort einen Gottesdienst zu feiern. Um mehreren Pfarrangehörigen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde der Gelöbnisgang um 1975 auf einen Samstag verlegt.

 

Eine erste schriftliche Aufzeichnung über den Ablauf der Wallfahrt erstellte der damalige Espositus Karl Holzgartner. Er berichtete folgendes: „20. Juli 1916 : Heute Bittgang der Miltacher nach Lamberg. Wir gingen hier weg um 5.30 Uhr. Nach dem Kolmitzer-Kreuz hielt der Zug, es wurde dann vom Kirchenpfleger gesammelt. Um 7.45 Uhr kamen wir auf dem Berg an. Die Chamerauer waren gerade mit ihrem Gottesdienst fertig. Es folgte unser Amt am Margaretenaltar, Wettersegen mit Kreuzpartikel, 30 Minuten Pause, um 8.45 Abmarsch. Von Staning bis zum Kolmitzer-Kreuz wurde nicht gebetet. Um 10.45 Uhr Ankunft in Miltach und stiller Segen. Die Beteiligung war nach Aussage solcher, die den Bittgang schon öfter mitgemacht, größer als sonst. Ich selbst schätzte die Beteiligungszahl auf ca. 350 Personen.“ Soweit die Schilderung des Ortsgeistlichen.

 

Auch heuer fühlten sich Pfarrangehörige  wieder verpflichtet, das einst von den Vorfahren  gegebene Gelübde zu erfüllen. Den Gottesdienst in der Bergkirche gestalteten die Martinssänger mit. Zum Schluss erklang des festliche Te Deum, in das neben den Fußpilgern auch die mit Fahrzeugen gekommenen Gläubigen kräftig einstimmten. Danach ging es über teilweise schattige Waldwege, aber auch über sonnenbeschienene Asphaltstraßen zurück zum Heimatort, wo man um 11.15 Uhr eintraf.

 

Pünktlich zum „Taganläuten“ um 6 Uhr marschierten am Samstag Frauen, Männer, Jugendliche und auch einige Kinder am Kirchplatz los. Die Wegstrecke führte über Berghäusl, Kolmitz und Staning, wo die 45 Beter vom Kapellenglöckchen nach altem Herkommen begrüßt wurden. Als Vorbeter engagierten sich Gemeindereferent Franz Strigl und Mesner Christian Röhrl mit Lob-, Bitt- und Dankgebeten, Litaneien und Rosenkranzgebeten.

 

„Es ist lobenswert, wenn in der heutigen Zeit die Pfarrangehörigen ein Versprechen erfüllen, dass ihre Ahnen vor mehr als 200 Jahren abgaben“, sagte Pfarrer Augustin Sperl zur Eröffnung des Gottesdienstes in der Kirche auf dem 604 Meter hohen Lamberg. Der Geistliche fand es sehr passend, dass die diesjährige Wallfahrt genau auf den Tag der hl. Margareta fiel. Bis vor etwa vier Jahrzehnten war dies für die Miltacher der eigentliche Gelöbnistag. In seiner Predigt bezeichnete der Geistliche die Tagesheilige „als Perle und ihr Leben leuchtet wie ein Schmuckstück“. Die Legende berichtet von der Blutzeugin Christi, die um das Jahr 300 eines gewaltsamen Todes starb. Margareta stammte aus Antiochia und war die Tochter eines heidnischen Priesters. Heimlich ließ sie sich taufen und trat in ein Kloster ein. Daraufhin verstieß sie der Vater. Da die junge Frau hartnäckig dem Werben eines Stadtpräfekten trotzte und ihren Glauben nicht abschwor, wurde sie enthauptet. Meist wird die Heilige, die zu den 14 Nothelfern gehört, mit einem Kreuzstab haltend und einer Drachengestalt abgebildet. So ist es auch beim linken Seitenalter in der Kirche auf dem Lamberg. Die Eucharistifeier am Samstag gestalteten die Martinssänger unter Leitung von Walter Stöger, der gleichzeitig die Rolle des Kantors übernahm. Zum Abschluss spendete der Priester den „Segen für alles Wachsen und Werden auf Feld und im Garten“.

 

Weil das neben der Kirche stehende Gasthaus immer noch nicht für eine Einkehr geöffnet ist, stärkten sich die Wallfahrer am „Brotzeitwagerl“ der Familie Reil für den Rückweg. Danach ging es betend Miltach zu, unterbrochen von einer kurzen Pause bei der Kolmitzer Kapelle, wo für die Verstorbenen ein „Vater unser“ gebetet wurde. Nach knapp zwei Stunden kamen die Wallfahrer vor der größten Tageshitze am Kirchplatz an, wo ihnen Franz Strigl ein herzliches „Vergelt´s Gott“ für ihre Treue sagte und sich für die übrigen Dienste der Begleiter bedankte.

 

Text und Bild: Monika u. Erwin Vogl, Miltach

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Veröffentlichung

Mo, 22. Juli 2013

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