Pater Rockose Kolenchery in der Seelsorgeeinheit

Pater Rockose Kolenchery liebt den Bayerischen Wald und seine Menschen

Indischer Geistlicher vertritt Dekan Augustin Sperl während seines Urlaub in der Seelsorgeeinheit Miltach / Blaibach – seine Missionsarbeit ist dem indischen Geistlichen ein großes Anliegen 

 

Seit Anfang August ist der indische Pater Prof. Dr. Rockose Kolenchery wieder in der Seelsorgeeinheit Blaibach / Miltach und vertritt Dekan Augustin Sperl während seines Sommerurlaub. Der freundliche Geistliche hat, nachdem er bereits im vergangenen Jahr für drei Wochen seine Tage der Erholung im Regental verbrachte, auch in diesem Jahr wieder den Weg hier her gefunden. Pater Rockose ist noch bis Donnerstag, 30. August im Pfarrhof in Blaibach anzutreffen. Dann wird er für weitere drei Wochen die Pfarrervertretung in Kirchroth in der Nähe von Straubing übernehmen, ehe er am 24. September wieder den 11stündigen Rückflug in seine indische Heimat antreten wird.

 

Pater Rockose wuchs zusammen mit weiteren vier Geschwistern im Bundesstaat Kerala im Süden Indiens auf. Seine Schwester, auch eine Ordensfrau, gehört dem Orden der Franziskanerinnen an. In Kerala studierte Kolenchery für den Priesterberuf. 1991 wurde er zum Priester geweiht. Seit 21 Jahren gehört er dem Karmelitenkloster in Trivandrum (Hauptstadt von Kerala) an. Seine Doktorarbeit schloss er 2005  an der renommierten katholischen Universität in Löwen / Belgien ab.

 

Der Pater mit akademischem Titel will die Situation der Menschen in seinem Heimatland verbessern. Im Süden des Landes konnte er zusammen mit seinen Ordensbrüdern vom Karmelitenorden bereits vieles umsetzen. Dazu gehört neben der Schulbildung für die Kinder die Linderung der Notsituation, ohne frischem Trinkwasser auskommen zu müssen. Seit Mai 2011 hat Pater Rockose als Delegat, Provinzial und Präsident des Karmelitenordens in Ranchi in Nordindien eine neue große Aufgabe übertragen bekommen. Weiter gehört dazu auch noch seine Aufgabe als Professor in drei Priesterseminaren den geistlichen Nachwuchs zu unterrichten. Die bittere Armut der Bevölkerung, die fehlende Infrastruktur (Strom ist Mangelware) und ein Postwesen ist hier gänzlich unbekannt, sowie ein sehr dürftiges Bildungsangebot, bedeuten für ihn und seine Mitbrüder eine harte Aufgabe. Im Umkreis von 80 – 100 km gibt es keine schulische Grundversorgung für Kinder. Nur in großen Städten ist das möglich und auch nur dann, wenn jemand reich und wohlhabend ist. In verschiedenen Projekten möchte der Orden der Karmeliten helfen, wo die Not am größten ist. Mit den Spenden, die der Geistliche letztes Jahr 2011 aus Miltach und Blaibach mitbekam, konnte er schon etwas bewirken. Für 16 Kinder konnte das Schulgeld für ein Jahr bezahlt, ein Haus für eine sehr arme Familie errichtet und zwei Brunnen konnten gebohrt werden. Die Frauen müssen nämlich die Familie mit Wasser versorgen, dazu gehen sie oft 2- 3 Stunden zum nächsten Brunnen, egal bei Hitze oder Regen.

Viele weitere Projekte stehen jedoch noch an. Weitere Brunnen, auch in den umliegenden Dörfen von Ranchi, sollen gebohrt werden. Damit auch die Mädchen etwas lernen können, möchten die Klosterbrüder um Pater Rockose vorerst für 30 junge Frauen einen Nähkurs anbieten. Dazu müssen aber erst noch Nähmaschinen besorgt werden, damit die Frauen dann in „Heimarbeit“ die Hemden und Hosen produzieren können, um so ihre Familie zu ernähren. Auch soll das Projekt „Schulgeld“ weitergeführt werden. Die Kinder können nur dann zur Schule gehen, wenn sie Geld für die Schulkleidung und die Bücher haben. „Ja nur mit Bildung bekommt man zu Arbeit, oder man bleibt im Slum“ so beschreibt es der Priester, „Gerne kann eine Patenschaft für ein spezielles Kind übermittelt werden“. Was dem jungen Ordensmann aber ganz besonders am Herzen liegt, ist die Errichtung einer eigenen Schule. „Schulbildung ist sehr wichtig, weil nur dadurch die Voraussetzungen geschaffen werden, die Armut in Zukunft zu verringern.“ Momentan sind ca. 70% der Bevölkerung sehr arm, da sie Analphabeten sind und deswegen keine Arbeit bekommen. Es gibt nur ca. alle 80 bis 100 km im Umkreis eine Schule. Aus diesem Grund ist der Bau einer neuen Schule dringend notwendig. Damit kann vielen Kindern eine bessere Zukunft geschaffen werden. Es ist geplant eine Schule für 12 Schuljahrgänge aufzubauen. Begonnen wird mit 3 Räumen für die erste Klasse, dann sollte das Gebäude jedes Jahr um 3 Zimmer für die nächsten Klassen erweitert werden, bis zum Schluss insgesamt für die 12 Schuljahrgänge jeweils 3 Klassenzimmer vorhanden sind. Jeder Schuljahrgang soll ca. 100 bis 120 Schüler aufnehmen können. Ein Schulraum für 35 bis 40 Schüler kostet ungefähr umgerechnet 9000 Euro. Das Grundstück für die künftige Schule ist in Aussicht, aber zum Kauf werden noch viele Sponsoren benötigt. „Wenn nicht wir, wer schaut dann auf die Kinder? Jeder Euro kommt zu 100% bei mir und bei den Projekten an.“ so Pater Kolenchery.

Der Priester freut sich sehr, seine Wochen der Erholung und des Ausspannens, in Miltach und Blaibach verbringen zu können. Viele freundliche Leute begleiten ihn in diesen Tagen. Die Landschaft und der viele Wald haben es ihm angetan. Jeden Tag schwingt er sich auf das Fahrrad und fährt den schönen Fahrradweg zum Blaibacher See und nach Bad Kötzting. Er konnte die Gegend schon recht gut kennen lernen. So hat er in diesen Tagen den Drachenstich in Furth im Wald angeschaut und war vom Festspiel und natürlich vom Hightech-Drachen sehr beeindruckt. Auch auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest war Pater Rockose schon zu Besuch. In den vergangenen Wochen hat er bereits viele Familien in beiden Gemeinden besuchen dürfen. Dabei kann er über seine Arbeit erzählen und seine Deutschkenntnisse noch weiter vertiefen. Der Priester freut sich über die gut besuchten Gottesdienste an den Sonn- und Feiertagen. Auch die Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt war für ihn ein ganz besonderes Erlebnis. Pater Rockose nutzt während dieser Zeit auch die Ruhe, um sich auf seine Vorlesungen am Priesterseminar wieder vorzubereiten und um an seinem Buch der Religionsphilosophie über das Thema der Erkenntnistheologie weiter zu schreiben.

Damit der Ordenspriester aber mit den Gläubigen noch mehr ins Gespräch kommen kann, wird es in beiden Pfarrgemeinden jeweils noch einen Gesprächsabend geben. Dieser ist in Miltach am Dienstag, 28. August und in Blaibach am Mittwoch, 29. August. Jeweils nach einem Gottesdienst um 19 Uhr sind die Gläubigen zum anschließenden Gesprächsabend im Pfarrheim willkommen. Pfarrer Rockose Kolenchery würde sich freuen, wenn möglichst viele Leute zu diesen Abenden kommen können.

 

Text und Bild: Christian Röhrl, Miltach

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Veröffentlichung

Mo, 20. August 2012

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