Martiniritt 2022 - Ein besonders festlicher Tag in unserer Regentalgemeinde

Sonne überstrahlte das Kirchenpatrozinium und die Prozession

Gastprediger war Bad Kötztings Stadtpfarrer Thomas Winderl – 201 Reiter beim Miltacher  Martiniritt – Überliefertes Brauchtum in Ehren gehalten

 

Am Samstag wurde das Patrozinium der Pfarrei Miltach bei sonnigem Novemberwetter wieder würdig begangen. Die Miltacher wissen um ihr schönes und besonderes Brauchtum: die Feier des Kirchweihtages mit Festgottesdienst, den sich daran anschließenden Martiniritt und die eucharistische Fuß-Prozession.  Den Festtag läuteten die Glocken der mit Blumen geschmückten St. Martinskirche ein, passend das Eingangslied „Ein Haus voll Glorie schauet“. Festprediger war heuer erstmals Pfarrer Thomas Winderl aus Bad Kötzting. Für die musikalische Gottesdienstmitgestaltung sorgte in bewährter Weise die Blaskapelle Weißblau-Königstreu unter Leitung von Josef Pielmeier. Pfarrer Augustin Sperl segnete 4 wertvolle Reiterfahnen zur Auszeichnung für jeweils 25-malige und 1 Fahnenband für 40- malige Rittteilnahme. Die Prozession führten heuer 201 Martinireiter auf meist prächtig herausgeputzten Rössern an.

 

Zu einer festlichen Intrada  der Bläser schritt die Geistlichkeit mit Ministranten zum Altar. Pfarrer Augustin Sperl begrüßte alle Gottesdienstbesucher, darunter die Vertreter der Öffentlichkeit, den Gemeindechef Johann Aumeier und Bürgermeisterkollegen der Nachbargemeinden, Vertreter des Landratsamtes und Vereine, insbesondere als  Mitzelebranten Kilian Limbrunner (Chamerau), Matthias Tang (Harrling), Ruhestandspfarrer BGR Gotthard Weiß (Vilshofen) und Diakon Martin Peintinger (Harrling-Zandt-Altrandsberg) sowie den Festprediger Prodekan Pfarrer Thomas Winderl aus Bad Kötzting.

 

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„Martin von Tours Mantelteilung ist hauptsächlich bekannter Bestandteil seines Lebens, das eigentliche geschieht von Christus her, der mit ihm über die Nächstenliebe spricht. Gott will bei den Menschen sein, er hat unsere Ehrfurcht und Andacht verdient“, so eingangs der Ortspfarrer. Alois Pielmeier sang die Psalmverse, wonach Diakon Martin Peintinger das Evangelium mit dem abschließenden Wort Gottes verkündete: „Amen, ich sage euch, was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.

 

Wäre ein Hirtenbrief von St. Martin umsetzbar?

„Ein Bischof hat uns auch in der heutigen Zeit noch Wichtiges zu sagen“, so Pfarrer Winderl. Er habe überlegt ob ein Hirtenbrief von Bischof Martin heute so lauten könnte. „Wir sollten uns verbunden fühlen als Schwestern und Brüder, als Christen, und er würde weitersagen, dass er sich über die Umzüge und Festgottesdienste sehr freue, diese Traditionen sind wunderbar. Martin könnte sagen, dass die gelebte Form der Nächstenliebe für uns Christen unerlässlich ist. Jeder von uns könnte etwas geben – das wollte ich mit der Mantelteilung sagen. Ich verbinde 3 Bitten. Zum einen: Seid kritisch gegenüber den weltlichen Machthabern, denn Kriege im großen oder kleinen helfen nicht Probleme zu lösen. Es kann nicht die Kirche Christi sein, Macht zu haben und die Seelen zu kaufen. Der Glaube heute wird immer weniger! Gut wäre es aktiv zu werden und kritisch die Dinge der Welt zu betrachten und zu protestieren wo es möglich ist. Ich wünsche euch Menschen die sich von niemand einschüchtern lassen.

 

Meine zweite Bitte: Seid kritisch gegenüber den kirchlichen Machthabern; Martin hat oft Klartext gesprochen, das Schwert hat mit der Botschaft nichts zu tun. Daher bitte ich euch mutig zu sein. Missbrauch in der Kirche muss ein Ende haben. Mischt euch ein, seid eine kritische Opposition -  aber bleibt der Kirche treu.

 

Martins dritte Bitte könnte lauten: Seid kritisch euch selbst gegenüber! Seid nicht zu stolz um Vergebung zu bitten wenn ihr auf dem falschen Weg seid – das habe auch ich als Bischof gemacht und mich für meine Glaubensbrüder eingesetzt. Damit habe ich Erfolg gehabt und Leben gerettet;  ich bin äußerst selbstkritisch mir gegenüber. Macht es auch so. „Ihr feiert das Patrozinium. Ich wünsche euch mit diesem Hirtenwort Gottes Segen, dass jeder von euch am Ende seines Lebens die Stimme hört: Nehmt das Reich in Besitz“, so Pfarrer Thomas Winderl.

 

Die Blaskapelle Weißblau- Königstreu begleitete instrumental die Gottesdienst-Lieder und spielte feierliche Zwischenstücke.  Nach dem St. Martinslied, an der Orgel gespielt von Christian Hartl, segnete Pfarrer Augustin Sperl 4 Reiterfahnen und ein Fahnenband als Auszeichnung an langjährige Martinireiter, „die bei der Prozession zur Ehre des Kreuzes, der Heimat und des hl. Martin seit vielen Jahren mitreiten.“ 

 

Vor dem Schlusslied dankte der örtliche Seelsorger allen, die den Gottesdienst mitgefeiert und mitgestaltet haben, besonders dem Prediger, er hat vielen aus dem Herzen gesprochen. Ein Applaus für den Festprediger unterstrich den Dank des Pfarrers. Der weitere Dank galt der Mesnerfamilie Röhrl, welche die Pfarrkirche und all die Utensilien, die benötigt werden, wieder hergerichtet hat.

 

Sonnenschein begleitete die Prozession zur Mariahilf-Kapelle, wie in den Vorjahren vom  Vorreiter Franz Martin angeführt, gefolgt von den weiteren größtenteils in Waldlertracht gekleideten Reitern und Reiterinnen auf ihren festlich herausgeputzten Pferden. Nach den Miltachern mit der Martinireiter-Standarte, folgten die aus den Nachbargemeinden, aus der Pfingstrittstadt Bad Kötzting und aus den Nachbarlandkreisen. Die schweren Kaltblüter, eleganten Sportpferde und weißmähnigen Haflinger waren ein prächtiger Anblick. Wertvolles Zaumzeug glänzte mit dem Fell der Tiere um die Wette und noch trugen etliche Pferde den schönen Papierröschenschmuck in Mähne oder Schweif. Sehr gut gefielen gleiche Reitergruppen. Betend zogen sie an der St. Martinskirche vorbei. Den Pferden folgten die Blaskapelle, die großen Abordnungen der Vereine mit ihren Fahnen, die Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten unter dem Traghimmel, die Ehrengäste, die MMC und weitere Pfarrangehörige.

 

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Die Fußgänger verweilten vor dem geschmückten Feldaltar bei der Mariahilf-Kapelle, während die Martinireiter in Richtung Tiefental weiter zogen, dort umkehrten und in Höhe des Feldaltars zum Johannes-Evangelium verharrten. Nach dem eucharistischen Segen nahm die Prozession den weiteren Weg auf der Staatsstraße zurück zur Kirche. Vor dem Kirchenportal erfolgte der kirchliche Abschluss.   Pfarrer Sperl erteilte hier auch den Segen für die Pferde mit dem Martinsreliquienkreuz. Das Tedeum drückte das Lob zum kirchlichen Festgeschehen aus, begleitet von ungeduldigem Gewieher der umstehenden Pferde.

 

Dank des Bürgermeisters

Im Namen der Gemeinde dankte Bürgermeister Johann Aumeier der Geistlichkeit, den Gästen, den Gemeindevertretern, den Vereinen und allen Teilnehmern für die Mitfeier und sprach den Martinireitern aus nah und fern seine große Anerkennung aus. „Besonders freut es mich, dass 201 Martinireiter zum Festtag unseres Ortes gekommen sind, damit  diese Tradition fortlebt.  Ich glaube, heute kann man von einem Hochfest in Miltach sprechen“. Aumeier dankte den Gästen für ihre Teilnahme, besonders der Geistlichkeit sowie den   Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder und Engelhardt-Kopp, Altbürgermeister Gottfried Heigl, den Bürgermeisterkollegen Markus Hofmann (Bad Kötzting), Hans Laumer (Zandt), Stefan Baumgartner (Chamerau) und Andreas Eckl (Gemeinde Prackenbach), der erstmalig gekommen ist, Schulleiterin Ulrike Nauen und weiteren Gästen.

 

Auch Pielmeiers Blaskapelle, dem Gemeindereferenten Franz Strigl, dem Kantor und Vorbeter Alois Pielmeier, den drei Feuerwehren für die Absperrdienste, dem Trachtenverein für die Trägerdienste, der Polizeistation mit Christian Pongratz und dem BRK Bad Kötzting sprach Aumeier Dankesworte aus.

 

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Weltliche Feier

Mit der „Bayernhymne“ schloss die Feier vor der Kirche. Zum weltlichen Kirchweihtag gehörten die Kirtastände, die gerne von den Kindern besucht wurden. Bürgermeister Aumeier lud zur weltlichen Feier in die Mehrzweckhalle ein, für die Bewirtung sorgte das Unternehmen Schreindorfer aus Warzenried. Die bekannte Blaskapelle „Weißblau Königstreu“ unterhielt die Gäste in bester Manier. Der Trachtenverein übernahm am Nachmittag die Kuchentheke, der Erlös diente zur Begleichung der Kosten der Musikkapelle „die 6 lustigen 5“,  sie unterhielt am Abend  mit Kirtamusik die Besucher bestens. Somit war für alle etwas geboten.

 

Weiter unten finden sie auch die sehr ansprechende Predigt von Stadtpfarrer Thomas Winderl, Bad Kötzting

 

 

Video: IDOWA, Kötztinger Zeitung

 

Ehre für langjährige Martinireiter

In seiner Ansprache am Samstag zum Abschluss des 303. Miltacher Martiniritts  dankte Bürgermeister Johann Aumeier allen Martinireitern für ihre Teilnahme, heuer waren es  201 Reiter. Sie nehmen die Mühe, die Zeit und auch Kosten auf sich und zeigen ihre große Verbundenheit zur Miltacher Tradition. Sie reiten zur Ehre des Kreuzes und des Hl. Martin. 

 

Schon beim Festgottesdienst hatte Pfarrer Augustin Sperl vier neue Reiterfahnen gesegnet. Eine Reiterfahne erhält derjenige, der schon 25 Mal beim Miltacher Martiniritt mitreitet und in der Gemeindeverwaltung anhand der bestätigten Karten entsprechend verzeichnet ist.  Mit einem Erinnerungsband wird die Teilnahme für 40, 50 oder gar 60-jähriges Mitreiten gewürdigt.  Eine Reiterfahne zeichnet nicht nur die Person aus, sie ist zugleich ein Dank der Gemeinde bzw. Pfarrei.

 

Dem Aufruf des Gemeindechefs folgte Silvia Tracz aus Tiefental auf ihrem Pferd. Sie wurde hineingeboren in eine Familie, die sich  Pferde hält und damit umzugehen weiß. Für die 25-malige Teilnahme erhielt Silvia eine Reiterfahne, die sie künftig beim Martiniritt mitführen darf.

 

Auch Teresa Peintinger, Versicherungsfachfrau aus Oberndorf, war heuer als Martinireiterin zum 25. Mal im Sattel. Ihr Vater Siegfried Peintinger gehört dem Martiniritt-Komitee an. Das zeigt die Verbundenheit der Familie zum Brauchtum.

 

Silvia Tracz    Teresa Peintinger

 

Eine weitere Reiterfahne konnte Bürgermeister Aumeier an Michael Bummer, Bauingenieur aus Reitenstein, überreichen. Die Familie besitzt 8 Pferde. Er reitet nicht nur beim Kötztinger Pfingstritt mit, sondern auch schon zum 25. Mal hier in Miltach.

 

Ein weiterer Pferdefreund ist Kötztings ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Ludwig; er zeigt damit als Kötztinger auch zur Miltacher Tradition seine Verbundenheit. Sein Pferd stammt aus dem Lindner Stall. Die Jubiläumsreiter bedankten sich nach dem verklungenen Applaus der Prozessionsteilnehmer bei der Gemeinde Miltach „für die Ehre und Auszeichnung“.  Johann Aumeier wünschte, dass die Geehrten auch weiterhin am Martiniritt teilnehmen.

 

Michael Bummer    Wolfgang Ludwig

 

Text: Erwin Vogl, Miltach

Bilder: Erwin Vogl u. Christian Röhrl, Miltach

 

 

 

Fotoserien

Martiniritt 2022 (SO, 13. November 2022)

Am Samstag, den 12. November 2022 fand bei uns in Miltach der Martiniritt im 303. Jahr statt. Hier zahlreiche Impressionen von diesem Festtag in unserer Regentalgemeinde.

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Veröffentlichung

So, 13. November 2022

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