Glocken vom Lamberger Kircherl grüßen wieder die Miltacher

Am Margaretentag ging es heuer wieder auf den Lamberg

Gläubige aus der Regentalgemeinde pilgern seit über 210 Jahren auf den Lamberg – endlich wieder Glockengeläut auf dem Lamberg

 

Exakt zum „Taganläuten“ um 6 Uhr marschierten am vergangenen Samstag wieder Frauen, Männer und Jugendliche vom Miltacher Kirchplatz los. Die Wegstrecke führte über Berghäusl, Kollmitz und Staning, wo die über 50 Beter nach altem Herkommen vom Kapellenglöckchen wieder begrüßt wurden. Als Vorbeter engagierten sich Gemeindereferent Franz Strigl und Christian Röhrl mit Lob-, Bitt- und Dankgebeten, Litaneien und dem üblichen Rosenkranzgebeten. Auch heuer fühlten sich wieder viele Pfarrangehörige aufgerufen, das einst von den eigenen Vorfahren gegebene Gelübde zu erfüllen. Den Gottesdienst in der Bergkirche gestalteten die Martinssänger gesanglich mit. Zum Schluss erklang das festliche Te Deum, in das neben den Fußpilgern auch die mit Fahrzeugen gekommenen Gläubigen kräftig einstimmten. Nach einer Brotzeit ging es über teilweise schattige Waldwege, aber auch über sonnenbeschienene Asphaltstraßen wieder zurück zum Heimatort, wo man gegen 11.30 Uhr eintraf.

 

Schon seit dem Jahr 1805 pilgern die Miltacher Pfarrangehörigen mit ihren Sorgen und Nöten immer um den 20. Juli, dem Tag der hl. Margareta, zum Lamberg. Wie es zu diesem Gelöbnis kam, beweisen sehr alte Einträge in der Pfarrchronik. So herrschte in den Gemeinden im Regental in den Jahren 1770 bis 1772 nach recht schlimmen Hagelunwettern eine schwere Hungersnot. Da Miltach bis zur Gründung einer eigenen Expositur eine Filiale der Pfarrei Chamerau war, schloss man sich 1805 dem von der Nachbargemeinde gegebenen Versprechen an, alljährlich betend auf den Lamberg zu ziehen und dort einen Gottesdienst zu feiern. Um einer größeren Zahl von Pfarrangehörigen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde der Gelöbnisgang um das Jahr 1975 immer auf einen Samstag nahe dem 20. Juli verlegt. Vor vier Jahren erfuhr die Wallfahrt eine ganz besondere Wertschätzung, da Bischof Dr. Rudolf Voderholzer aus Regensburg sich den Wallfahrern ab Staning anschloss, mit ihnen auf den Wallfahrtsberg pilgerte und dort einen feierlichen Pontifikalgottesdienst zelebrierte. Nach vielen Jahren war es in diesem Jahr wieder möglich, dass die Kirchenglocken von der Wallfahrtskirche die Fußwallfahrer aus Miltach begrüßten. Hatten das viele der Pilger in den vergangenen Jahren sehnlichst vermisst.

Fuß0wallfahrt 2019 Lamberg Miltach 1    Fuß0wallfahrt 2019 Lamberg Miltach 2

 

„Es ist ein tiefes Glaubenszeugnis, wenn in der heutigen Zeit die Pfarrangehörigen ein Versprechen erfüllen, dass ihre Ahnen vor mehr als 210 Jahren abgaben“, sagte BGR Pfarrer Augustin Sperl zur Eröffnung des Gottesdienstes in der Kirche auf dem 600 Meter hohen Lamberg. Bis vor etwa vier Jahrzehnten war der Margaretentag für die Miltacher Pilger der eigentliche Gelöbnistag. In seinen einführenden Worten erläuterte der Priester die Lebensgeschichte der Heiligen Margareta und zeichnete die Stationen ihres Lebens nach. Die Legende berichtet von der Blutzeugin Christi, die um das Jahr 300 eines gewaltsamen Todes starb. Margareta stammte aus Antiochia und war die Tochter eines heidnischen Priesters. Heimlich ließ sie sich taufen und trat in ein Kloster ein. Daraufhin verstieß sie der Vater. Da die junge Frau äußerst hartnäckig dem Werben eines Stadtpräfekten trotzte und ihren Glauben nicht abschwor, wurde sie enthauptet. Auf sehr vielen Darstellungen wird die Heilige, die auch zu den 14 Nothelfern gehört, mit einem Kreuzstab haltend und einer Drachengestalt abgebildet. Genauso ist es auch beim linken Seitenalter in der Kirche auf dem Lamberg.

Die Eucharistiefeier am Samstag gestalteten die Martinssänger unter der Leitung von Walter Stöger. Die Aufgabe des Kantors übernahm Simon Meier. Zum Abschluss spendete der Priester den „Segen für alles Wachsen und Werden auf den Feldern und im Garten“. Das neben der Kirche stehende Gasthaus lud die Pilger nach der Eucharistiefeier ein, sich mit kühlen Getränken und einer kleinen Brotzeit zu stärkten. So ging es danach wieder betend Miltach zu, unterbrochen von einer kurzen Pause bei der Kollmitzer Kapelle, wo für die Verstorbenen ein „Vater unser“ gebetet wurde. Nach gut zwei Stunden kamen die Wallfahrer bei angenehmen, sommerlichen Temperaturen am Kirchplatz in Miltach wieder an, wo ihnen Franz Strigl ein herzliches „Vergelt´s Gott“ für ihre Treue zusprach und sich für die übrigen Dienste der Begleiter bedankte.

 

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Text u. Bilder: Christian Röhrl, Miltach

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Veröffentlichung

So, 21. Juli 2019

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